Gips-Abbau über Tage
Wird Gips bald knapp?
Ist Ihnen das schon einmal aufgefallen? Wo immer Sie in Deutschland an einem Kohlekraftwerk vorbeifahren, werden Sie Hinweisschilder auf Produktionsstätten der großen Gips-Hersteller in unmittelbarer Nähe sehen.
Der Grund ist einfach erklärt. Gemäß Bundes-Immissionsschutzgesetz verfügt jedes Kohlekraftwerk über eine Rauchgas-Entschwefelungs-Anlage (REA), die das im Rauchgas enthaltene Schwefeldioxid bindet, bevor es in die Luft geblasen wird. Als „Abfallprodukt“ dieses Reinigungs-Prozesses entsteht REA-Gips, der chemisch mit dem natürlich vorkommenden Gips praktisch identisch und ebenso vielfältig einsetzbar ist.
Rund 10 Mio. Tonnen Gips benötigt die Gips verarbeitende Industrie jährlich, vor allem, um daraus hochwertige Baustoffe für ein gesundes Wohnklima herzustellen. REA-Gips hat daran einen Anteil von etwa 40 %, der Rest ist Naturgips, der in Deutschland in ausreichendem Umfang vorhanden ist und über wie unter Tage abgebaut wird.
Wenn aber der „Kohleausstieg“ bis spätestens 2038 bzw. optional schon bis 2035 oder „idealerweise 2030“ vollzogen sein wird, ist es mit dem REA-Gips natürlich vorbei.
Und dann gibt es keinen Gips mehr?
Laut dem Bundesverband der Gipsindustrie (BVG) besteht kein Grund zur Panik, denn die hiesigen natürlichen Gipsvorkommen reichen locker aus, um selbst den anhaltend hohen oder sogar steigenden Bedarf („zusätzliche 400.000 Wohnungen jedes Jahr“) auch langfristig zu decken.
Aber: Um die Rohstoffversorgung verlässlich und nachhaltig für die nächsten Generationen zu sichern, sei jetzt die Politik am Zug. Sie müsse zeitnah die Erkundung neuer Gipslagerstätten unterstützen, Planungsflächen ausweisen und Regeln für eine umweltverträgliche Gewinnung von Gipsgestein aufstellen. Und auch die Wiederverwendbarkeit muss gesetzlich geregelt werden, denn das Naturprodukt lässt sich grundsätzlich immer wieder recyceln.
Fazit: Für die Politik gibt es einiges zu tun, um die Verfügbarkeit des bedeutenden Rohstoffes zu sichern, dann sollte uns der Gips nicht ausgehen.